Die Migros steht vor ihrem grössten Abbau aller Zeiten. Die mit rund 100’000 Mitarbeitern wichtigste private Arbeitgeberin des Landes zerschlägt ihr ganzes Business.
Wo man nicht die geforderten Zahlen erreicht, da wird ausgemistet. Laut einem Insider wird der bevorstehende Abbau mehrere Tausend Stellen umfassen.
Im heutigen Blick-Interview stimmt Migros-Chef Mario Irminger die Belegschaft auf schwere Zeiten ein. Man müsse die Gruppe „neu aufstellen“, „zentralisieren“, das Sortiment „vereinheitlichen“.
Die Panik der Migros-Fürsten dringt durch jeden Satz des obersten Bosses. Der Retailer ist zum fetten Goliath geworden.
Der schwankt, nun schlägt er um sich. Mit einem Kahlschlag, wie ihn die Schweiz vom Genossenschafts-Konzern mit dem Erbe des Herz-Unternehmers Gottlieb Duttweiler nie erwartet hätte.
Der Grund ist die viel flinkere Konkurrenz. Aldi und Lidl graben der Migros im Kerngeschäft das Wasser ab.
Und Coop, der ewige Erzrivale, hat die Macht der Regionen schon vor langer Zeit zerschlagen. Der Basler Retailer profitiert von schlankeren Strukturen.
Nicht so die Migros. Jetzt herrscht Alarmstimmung. In den Fachmärkten, die ausser wenigen Ausnahmen alle riesige Verluste einfahren, wird ausgemistet.
Ganz schlimm werden könnte es für die Leute laut einer Quelle in den Industriebetrieben, wo die Migros ihre Eigenmarken herstellt.
Die kommen beim Kunden immer schlechter an. Nun wird auch dort das scharfe Messer angesetzt.
Beispielsweise bei Mibelle, der Körperpflege. New Migros setzt in Zukunft auf externe Marken. „In der Schweiz werden rund 200 Stellen bei Mibelle abgebaut bis April 2024“, so die Auskunftsperson.
Hintergrund sei die Einstellung der Produktionsstätten in Frankreich und in Grossbritannien. Die Eigenmarken für Care & Beauty würden ab 2024 nur noch in der Schweiz – und für die Schweiz- hergestellt.
Bereits sollen Gespräche laufen mit bekannten Markenproduzenten. Die betroffenen Angestellten sollen teils Angebote von der Migros-Tochter Digitec-Galaxus erhalten.
Dort wächst das Business, allerdings gehen die Kosten durch die Decke. Fürs Verpacken und Verschicken der online-bestellten Ware braucht es mehr Kräfte.
Wie schief die Migros bei den Zahlen steht, zeigt das Beispiel ihrer grössten Genossenschaft, jener von Zürich. Dort droht ein Verlust im laufenden Jahr von über 100 Millionen, sagt der Insider.
Nun versuche man, notfallmässig wichtige Immobilien zu verkaufen. Sollte dies noch vor Jahresende gelingen, könnte sich der Verlust verkleinern.
„Die Migros-Industrie soll die besten Produkte zu guten Preisen herstellen“, sagt ein Sprecher.
„Sie soll die Versorgungssicherheit sicherstellen, gleichzeitig aber auch wirtschaftlich unterwegs sein. Wo Exporte diese Ziele unterstützen, wird es solche auch weiterhin geben.“
„Bezüglich der Migros Zürich und dem Verkauf von Liegenschaften: Hier ist nichts geplant.“
Author: Jason Jackson
Last Updated: 1702032482
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